Türkisblaue Seen, schneebedeckte Bergspitzen, eiskalte Gletscherseen, ein rauhes Landschaftsbild, Guanacos, Pumas... Das ist Patagonien.
Wir haben den Sommer 2021 mit unserem Piccolo im Argentinischen Teil von Patagonien verbracht. Da die Grenzen zu Argentinien zu diesem Zeitpunkt immer noch geschlossen waren, hatte es nicht viele Touristen unterwegs. Die Schönheit Patagoniens ohne Besucherströme zu erleben war ein besonderes Erlebnis.
Als wir im Februar 2020 nach Argentinien eingereist sind war die Welt noch einigermassen in Ordnung. Doch dann kam Corona... und wir blieben 9 Monate in Chilecito, in der Provinz La Roja im Nordwesten von Argentinien hängen. (siehe dazu unser Tagebuch zum Lockdown in Argentinien). Doch wir haben in den Monaten des Lockdowns gelernt: 'Todo es possible en Argentina!' Und siehe da... rechtzeitig auf die Sommersaison hat der Argentinische Präsident den Lockdown aufgehoben und zumindest die Provinzgrenzen innerhalb des Landes geöffnet, so dass wir nach Patagonien fahren konnten.
Nachstehend verraten wir Euch unsere 10 Lieblingsorte im Argentinischen Teil von Patagonien.
Die Reihenfolge ist keine Bewertung. Die Orte beschreiben wir von Norden nach Süden.
2. Salto del Agrio Wasserfall
3. Pozones de Caleufú / Lago Traful
4. Bariloche
5. Piedra Parada
6. Nationalpark Los Alerces
7. Ruta Provincial 41
8. Nationalpark Perito Moreno
9. El Chaltén 
1. Laguna Varvarco Tapia
Wir starteten unsere Tour in Las Ovejas. Die Sonne schien, die Herbstfarben leuchteten gelb-braun. Es war ein Traumhafter Tag! Von Schnee keine Spur. In Varvarco sind wir wir auf die RP 54 abgebogen und in Richtung Manzano Amargo gefahren. Wir fuhren durch eine wunderschöne Landschaft und überquerten gefühlt ein Dutzend Mal den Arroyo los Chenques. Ein bisschen Island-Feeling kam in uns auf.
Wir erwachten bei Sonnenschein und stahlblauem Himmel. Die Landschaft war umwerfend: das enge Tal, die grünen Wiesen, die tiefblaue Laguna die in den Schneebergen versank. Ein Traum!! Unsere Freunde Birgit und Klemens (www.4x4panda.at) beschlossen, die Tour trotz Schnee rund um den Vulkan Domuyo auf der RP 53 fortzusetzen und bis nach Barancas runter zu fahren. So, wie wir es eigentlich geplant hätten. Wir entschieden uns, über die RP 43 zurück nach Las Ovejas zu fahren. Wir hatten unser Abenteuer.
Mehr wollten wir Piccolo nicht zumuten, zumal ein paar Tage vorher ein Domlager gebrochen war und wir dies notdürftig in Las Ovejas haben reparieren lassen. Allerdings hatten wir ein wenig Angst um unsere beiden Freunde. Am nächsten Tag erreichte uns die Nachricht, dass Sie es nicht auf den Pass geschafft haben, da zu viel Schnee lag. Wir waren sehr froh, dass sie heil wieder unten angekommen sind.
Unser Rückfahrt auf der RP 43 führte vorbei an warmen Quellen, Geysiren und Schluchten. Nach 2 Tagen und 211 Kilometer waren wir zurück in Las Ovejas.
Start/Ende in Las Ovejas: -36.98869, -70.74904
Laguna Varvarco Tapia: -36.43483, -70.61297
-> mehr über die gesamte Route zeigen wir Dir ins unserem YouTube-Video
2. Salto del Agrio
Caviahue, der kleine Ferienort im Norden von Patagonien am Fusse des Vulkans Copahue hat uns sehr entzückt. Schon die Fahrt dorthin war traumhaft, vielleicht auch deshalb, weil es am Tag zuvor geschneit hat. Im Winter kommt man zum Ski fahren hierher und im Sommer locken die warmen Thermen die Touristen an. Chile ist nur einige Kilometer entfernt. Der nahegelegene Vulkan Copahue ist noch aktiv. Die jüngste Eruption fand am 22. Dezember 2012 statt. Einer der Highlights in Caviahue war für uns der Salto del Agrio.
Dieser liegt rund 10 km ausserhalb des Dorfes an der Ruta 27. Die Araukarien und der Rio Agrio mit einigen seiner zahlreichen Wasserfällen begleiteten die Fahrt zum Salto del Agrio. Eigentlich sind wir keine Fans von Wasserfällen. Aber dieser Ausflug hat sich mehr als gelohnt. Übernachtet haben wir am See, etwas ausserhalb von Caviahue. Beim Wasserfall könnte man sicher auch problemlos eine Nacht verbringen.
Caviahue: -37.86819, -71.04992
Salto del Agrio: -37.80954, -70.92454
3. Pozones de Caleufú / Lago Traful
Die Pozones de Caleufú befinden sich im Seengebiet von Patagonien. In dieser Gegend stösst man auf unzählige wunderschöne Seen und Flüsse. Einer davon ist der Rio Caleufú mit den Pozones de Caleufú, ein paar Kilometer südlich von San Martín de los Andes an der RP 63. Hier an der Kreuzung der Flüsse Hua Hum und Meliquin entspringt der Caleufú. Das Wasser fliesst über erodierte Steine und bildet Pools, in denen man tauchen und schwimmen kann. Ein wunderschöner und noch unberührter Ort, den wir zufällig entdeckt haben. Gleich in der Nähe der Pozones del Caleufú befindet sich an der RP 65 der Lago Traful mit seinen wunderschönen türkisblauen Stränden und dem kleinen Dorf Villa Traful.
Entlang des Sees gibt es überall Campingplätze. Die Haupttätigkeit hier am See ist offensichtlich das Angeln, denn man trifft überall Herren, die geduldig auf den dicken Fisch warten. Wir haben es uns ein paar Tage auf dem Camping Agreste Arroyo Cataratas gemütlich gemacht und haben den See und den nahegelegenen Wasserfall genossen.
Gleich neben dem Campingplatz startet eine Etappe des Sendero Huella Andina. Dieser ist 564 km lang und führt entlang der Argentinischen Anden.
Das Teilstück führt von hier nach Villa la Angostura. Der Track ist 26 km lang und dauert 2 Tage. In der Mitte befindet sich ein Refugio, in welchem man übernachten kann. Gerne wären wir die Strecke gewandert. Doch leider fuhren in Zeiten von Corona keine Busse von Villa la Angostura zurück nach Villa Traful. Also blieb uns nur, ein Stück hoch und den gleichen Weg wieder zurück zu laufen.
Pozones de Caleufú: -40.49391, -71.21277
Villa Traful: -40.65377, -71.39782
4. Bariloche und Lago Nahuel Huapi
San Carlos de Bariloche (kurz Bariloche) ist eine Stadt am Fusse der Anden. Die Gegend wird oft die Schweiz Argentiniens genannt. Stimmt irgendwie. Rund um Bariloche findet man hohe Berge, die Colonia Suiza und Bariloche ist die Schoggi-Hochburg von Argentinien. Zudem befindet sich hier auch das grösste Skigebiet Südamerikas (...sagen die Einheimischen).
Die Stadt Bariloche ist nichts besonderes. Die Gegend um den Ort herum mit seinen wunderschönen Berggipfeln und dem See Nahuel Huapi allerdings schon.
Das kleine Dorf Colonia Suiza liegt 25 km von Bariloche entfernt und war gegen Ende des 19. Jahrhunderts Ziel diverser Schweizer Auswanderer. Die Gegend hier mit ihren Bergen und Seen ist der Schweiz sehr ähnlich. Deshalb war sie wohl die erste Schweizer Siedlung in Patagonien. Jeden Mittwoch und Sonntag ist Markt in Colonia Suiza.
Schweizerdeutsch hört man hier nicht mehr, doch man findet viele Schweizer Motive, Fondue und Walliser Bier. Seit Jahrzehnten ist die Schweizer Kolonie auch für sein beliebtes Curanto bekannt, welche Woche für Woche Einheimische und Touristen zusammenbringt.
Bariloche: -41.13176, -71.29108
Colonia Suiza: -41.09597, -71.51197
Was ist Curanto?
Curanto ist ein ursprünglich araukanisches Essen, das vom Walliser Emilio Goye, einem der ersten Siedler der Kolonie, aus Chile eingeführt wurde. Die Durchführung ist eine Zeremonie: in die Erde wird ein Loch von 15 cm Tiefe gegraben. Anschliessend werden Boccia-Steine, die zuvor glühend heiss erhitzt wurden auf einen Herd gelegt. Auf die Steine wird eine Matratze aus Nalca- oder Maqui-Blättern gelegt.
Darauf dann alle Zutaten: Rindfleisch, Lammfleisch, Schweinefleisch, Hühner, Würstchen, Grillwürste, Kartoffeln, Süsskartoffeln, Äpfel, Zwiebeln, Rüebli und ausgehöhlter Kürbis, gefüllt mit Käse, Sahne und Erbsen. Alles wird wieder mit Blättern bedeckt, damit die Wärme nicht verloren geht und dann mit reichlich Erde, wodurch ein echter Druckofen entsteht. Durch die Hitze der Steine wird das Essen sehr zart gekocht und ist sehr lecker!
Wir haben auf dem Campingplatz Ser in Colonia Suiza übernachtet. Die Umgebung eignet sich auch hervorragend für schöne Wanderungen. Details zu den diversen Wandermöglichkeiten (auch Mehrtagestouren) rund um Bariloche findet Ihr hier. Nachstehend geben wir Euch einen Eindruck von zwei Wanderungen, die wir unternommen haben:
Wanderung auf den Cerro Lopez
Gestartet sind wir bei der Bahia Lopez, wo wir auch unser Auto stehen gelassen haben. Von da sind wir über Palotinos auf den Cerro Lopez hoch geklettert. Wir haben 'gehört', dass der Aufstieg zum Cerro Lopez über die Nordseite schöner sein soll aber Zitat 'bisschen schwieriger, als der normale Anstieg'. Schöner definitiv: die Aussicht auf den Cerro Tronador war atemberaubend. Bisschen schwieriger ist allerdings etwas untertrieben... 🤢. Jedenfalls für uns. Wir sind geklettert und gekraxelt, haben geschnauft und geflucht (also vor allem Nicole...).
Doch wir waren überglücklich, als wir ohne Schaden nach X Stunden beim Refugio Lopez ankamen. Die Rundtour hat sich mehr als gelohnt und wird unvergesslich bleiben.
Start/Ende Bahia Lopez: -41.07125, -71.57156
Distanz: 11 km (Rundweg)
Dauer: ~ 9 h
Höhe: 1'979 m.ü.m
Höhenmeter: 1'299 m
Wanderung zum Refugio Frey / Mirador Cerro Tronador
Das Refugio Frey liegt im Skigebiet 'Catedral', einem der grössten Skigebiete von ganz Südamerika. Wir haben unser Auto auf dem grossen Parkplatz bei den Liften stehen lassen und unsere Wanderung von dort aus gestartet. Der Aufstieg zum Refugio dauerte 3.5h. Nach einer kurzen Pause haben wir uns entschieden, zur Laguna Schmoll hoch zu wandern und von da aus weiter zum Mirador Cerro Tronador.
Nach weiteren 1.5h waren wir oben. Gewaltig, die Aussicht zum Cerro Tronador. Da wir nicht den gleichen Weg zurück wandern wollten, entschieden wir uns für einen Abstieg über die Skipiste. Der Weg entlang der Piste war nicht spektakulär, doch entwickelte sich in uns die Lust, hier einmal im Winter Ski zu fahren... Übernachtet haben wir auf dem grossen Parkplatz beim Skigebiet, dort wo wir die Wanderung gestartet haben.
Start/Ende Parkplatz Cerro Catedral: -41.16844, -71.44181
Distanz: 19 km (Rundweg)
Dauer: ~ 9 h
Höhe: 2'078 m.ü.m
Höhenmeter: 1'122 m
Rund 82 km nördlich von Bariloche liegt das schmucke Dorf Villa la Angostura an wunderschöner Lage im nördlichen Bereich des Nahuel Huapi Nationalparks.
Die Ortschaft ist eine der schönsten in den Anden Patagoniens, finden wir. Von hier aus haben wir eine weitere kleine Wanderung unternommen.
Aufstieg auf den Cerro o'Connor
Gleich neben Villa la Angostura liegt das kleine Dorf Puerto Manzano. Der Aufstieg war ziemlich steil und führte anfangs durch einen dichten Wald. Nach etwa der Hälfte der Strecke kamen wir aus dem Wald hinaus und liefen über Steine und Sand hinauf auf den Gipfel.
Die Aussicht von oben war einmalig. Mit etwas Wetterglück sieht man den Cerro Tronador, den Vulkan Osorno in Chile und die nahegelegene Stadt Bariloche. Ein wirklich schöne Wanderung.
Start/Ende: -40.78969, -71.58643
Distanz: 10 km (hin und zurück)
Dauer: 5 - 6h
Höhe: 1'890 m.ü.m
Höhenmeter: rund 1'000 m
Da wir gerade dabei sind... hier noch eine weitere Wanderung, welche wir unter die Füsse genommen haben. Zwischen unserer Top 4 und 5 liegt - in der Nähe von El Bolsón - der Cerro Piltriquitrón. Der Name des Berges ist für uns kaum aussprechbar. Pil-tri-qui-trón. Klingt aber wunderbar in den Ohren und bedeutet in der Mapuche-Sprache "an den Wolken hängen". Ein paar Kilometer vom Stadtzentrum El Bolsón entfernt, führt eine Schotterstrasse den Hang hinauf. Man braucht kein 4x4-Fahrzeug, aber die Strasse war in einem traurigen Zustand.
Auf 1'200 m fanden wir einen Wanderparkplatz, von wo wir gestartet sind und auch gleich ein paar Nächte verbracht haben. Zuerst führte der Weg vorbei am Bosque Tallado, einem Wald mit diversen Holzschnitzereien. Nach einer Stunde durch den Wald erreichten wir das schmucke Refugio Piltriquitrón, wo wir einen unglaublichen Ausblick auf die Anden hatten. Wir sahen (schon wieder...) den Cerro Tronador, den Cerro Tres Picos, das wunderschöne Tal des Azul-Flusses und bei guter Sicht hat man sogar einen Blick nach Chile und auf den Vulkan Osorno.
Der Weg führte hinter dem Refugio hinauf auf den Gipfel. Das letzte Stück war sehr steil und steinig. Oben angekommen wird man mit einem atemberaubenden Blick auf die Anden und den Lago Puelo belohnt. Der Cerro Piltriquitrón war definitiv einer unserer Favoriten. Kurz, knackig und mit einer traumhafter Aussicht. Zurück geht man auf dem gleichen Weg. Wenn man Lust hat, mit einem Zwischenstop beim Refugio Piltriquitrón, wo man selbstgebrautes Bier probieren kann.
Nach 6 Stunden wandern waren wir zurück an unserem Ausgangspunkt.
Start/Ende Wanderparkplatz: -41.97229, -71.478927
Distanz: 13 km (hin und zurück)
Dauer: 5 - 6 h
Höhe: 2'260 m.ü.m
Höhenmeter: 1'087 m
5. Piedra Parada
Im Chubut-Tal, etwa 2h von Esquel entfernt, fanden wir einen einzigartigen Stein, den Piedra Parada. Der Stein liegt etwas einsam in der wüstenähnlichen Landschaft. Gleich gegenüber befindet sich ein kostenloser Campingplatz, auf welchem wir begeisterte Kletterer getroffen haben. Der Gipfel des Piedra Parada wird von den Kletterbegeisterten bestiegen. Fährt man beim Piedra Parada weiter über die Brücke, erreicht man kurz darauf den Eingang zum Cañadón de la Buitrera.
Der Canyon ist 5 km lang und in Argentinien ein Mekka für Kletterer. Angeblich findet man hier über 300 Kletterrouten jeden Schwierigkeitsgrades. Die Gegend hier ist sehr trocken. Da der Piedra Parada am Rio Chubut liegt, hat man aber jederzeit die Gelegenheit auf eine Abkühlung im Fluss. Hier am Rio erlebten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang, so wie wir ihn selten gesehen haben. Die Felsen leuchteten orange von der Sonne und die Sonne spiegelte sich im Rio Chubut. Traumhaft!
Wir haben nicht auf dem Campingplatz übernachtet. Entlang des Flusses findet man diverse Plätze wo man sich problemlos hinstellen und dem Ansturm der Kletterer ausweichen kann.
Piedra Parada: -42.65639, -70.10399
Cañadón de la Buitrera: -42.65302, -70.10515
6. Los Alerces Nationalpark
Rund 50km von Esquel entfernt befindet sich der Nationalpark Nationalpark Los Alerces. Der viertgrösste Nationalpark Argentiniens grenzt im Westen an die Anden. und zeichnet sich aus durch Jahrhundert Jahre alte 'Alerces', einer langlebigen Zypressenart. Die Bäume wachsen extrem langsam, im Schnitt im Durchmesser nur 0,8 mm pro Jahr und können Höhen von bis zu 50 Meter erreichen. Der Park zählt zu den niederschlagsreichsten Gegenden der Erde, weshalb im westlichen Teil valdivianischer Regenwald mit baumhohen Bambus und verschiedenen Laub- und Nadelbäumen wächst.
Das Alter der ältesten Bäume im Park wird auf etwa 2600 Jahre geschätzt. Für Touristen ist eine tausendjährige Alerce am Lago Menéndez zugänglich. Die vielen Flüsse und Seen machen den Park im Sommer sehr attraktiv für Badeurlaub. Zudem ist der Park auch sehr beliebt für Fischer. Viele Argentinier verbringen hier ihre Sommerferien. Im Park gibt es diverse Campingplätze. Einige werden vom Nationalpark teils kostenlos zur Verfügung gestellt. Andere werden von Privaten betrieben und bieten die volle Infrastruktur wie warme Duschen, Internet, kleiner Laden oder Restaurant auf dem Platz.
Im Park gibt es diverse Wandermöglichkeiten. Auskunft darüber erteilt das im Park ansässige Touristenbüro oder die Webseite des Nationalparks.
Los Alerces Nationalpark: -42.97896, -71.58999
7. Ruta Provinical 41
Die Ruta RP 41 in der Provinz Santa Cruz ist eine Parallelstrasse zur bekannten Ruta 40, allerdings kaum befahren und unseres Erachtens viel spannender. Sie führt entlang der Chilenischen Grenze zum Lago Posadas und dann weiter nach Los Antiguos. Der südliche Teil der Strasse wurde im Sommer 2021 neu präpariert. Allerdings ist sie ohne 4x4 nicht befahrbar. Wir waren wohl die ersten ausländischen Touristen die hier entlang gefahren sind. Der Untergrund war noch ziemlich weich...
Unser Startpunkt der dreitägigen Tour war beim Nationalpark Perito Moreno, RP 37. Wenige Kilometer von der Ranger Station entfernt führt die RP 41 rechts weg. Leider hat es am Tag zuvor geregnet und geschneit. Wir haben beschlossen, die Strecke trotzdem zu fahren, denn wir waren mit zwei Autos unterwegs und die Wettervorhersagen waren gut. Die ersten Kilometer waren problemlos zu befahren. Piccolo machte sich auch im steilen Gelände sehr gut. Kurz nach der Laguna Oriental erreichten wir dann die ersten Schneefelder. Piccolo rutschte immer wieder von der Piste weg und musste aus dem Schlamm befreit werden.
Kaum waren wir aus dem Dreck befreit und nahmen unsere Fahrt wieder auf, folgte das nächste Schneefeld. Wir hatten keine Chance da durch zu fahren. Nur gut, waren wir nicht alleine unterwegs und hatten mit Birgit und Klemens (www.4x4panda.at) und ihrem Puch wertvolle Helfer zur Seite. Sie haben uns nicht nur aus dem Schlamm gezogen. Sie hatten auch Lawinenschaufeln dabei und befreiten die schneebedeckte Strasse im Eiltempo. Nach etwa zwei Stunden konnten wir weiter fahren und wurden von einer wunderschönen Landschaft belohnt.
Am selben Tag fuhren wir noch weiter bis wir den Lago Posadas erreichten, wo wir unser Nachtlager aufgeschlagen haben und unsere Sandbleche gereinigt haben. Am nächsten Tag fuhren wir entlang der Chilenischen Grenze in Richtung Paso Roballo. Kurz vor dem Pass suchten wir uns einen schönen Übernachtungsplatz, denn die Wolken waren schwarz. Der Regen war spürbar. Am dritten Tag fuhren wir den Rest der Strecke bis nach Los Antiguos und erreichten den Ort an der Grenze zu Chile nach 3 Tagen und 263 Kilometer.
Tag 2 und 3 wäre auch in einem Tag möglich gewesen. Doch aufgrund des schlechten Wetters hatten wir uns entschieden, eine Pause einzulegen. Die Fahrt auf der Ruta 41 zwischen dem Nationalpark Perito Moreno und Los Antiguas war abenteuerlich, faszinierend und beeindruckend. Da wir am ersten Tag keinem anderen Fahrzeug begegnet sind empfehlen wir, zumindest den ersten Teil der Piste mit zwei Fahrzeugen zu fahren.
-> mehr über die gesamte Route zeigen wir Dir in unserem YouTube-Video
Start im Perito Moreno NP: -47.83109, -72.03563
Ende in Los Antiguos: -46.55531, -71.64093
8. Nationalpark Perito Moreno
Türkisblaue Seen, schneebedeckte Bergspitzen, eiskalte Gletscherflüsse, ein rauhes Landschaftsbild, Guanacos, Pumas, tausende Vögel und.... eine unfassbare Stille. Das ist der Nationalpark Perito Moreno, Definitiv unser Highlight unserer Patagonien-Tour. Der Nationalpark ist nicht zu verwechseln mit dem Gletscher Perito Moreno, welcher sich ein paar Hundert Kilometer weiter südlich befindet. Der Nationalpark liegt etwas abseits, weshalb sich auch in Nicht-Corona-Zeiten nur gerade etwas über 1'000 Touristen pro Jahr hier her verirren. Ein Geheimtip für Patagonien Reisende.
In der nördlich des Parks gelegenen Stadt Perito Moreno haben wir unseren Dieseltank und den Kühlschrank aufgefüllt. Der Nationalpark ist nämlich sehr abgelegen und einzukaufen gibt es da nichts. Und wir wollten ein paar Tage bleiben. Wir haben uns zuvor auf der Webseite des Nationalpark registriert. Diese Regelung galt in Zeiten von Corona und wir wissen nicht, ob dies immer noch notwendig ist.
Der Park ist ein Paradies für Wanderer und verfügt über ein modernes Netz von Trekkingwegen und Schutzhütten für Spaziergänge und mehrtägige Hikes. Ein Wandermekka, ein paar hundert Kilometer nördlich des bekannten Touristenortes El Chaltén, aber hier gibt es kaum Touristen. Wild campen ist im Nationalpark nicht gestattet. Das ist aber auch nicht nötig, denn der Park stellt diverse kostenlose schöne Plätze zu Verfügung wo man sich mehrere Tage hinstellen kann.
Bei strahlendem Sonnenschein verbrachten wir im Nationalpark 10 traumhafte Tage und nahmen einige Kilometer unter unsere Füsse. Unser Highlight war die Zweitageswanderung zum Refugio San Lorenzo und dem nahegelegenen Gletscher beim Cerro San Lorenzo. Ja, wir haben uns in den Nationalpark verliebt...
Die Wanderungen im Park beschreiben wir hier nicht im Detail, denn diese haben die beiden Schweizer Reisenden Reni und Marcel (SwissNomads) in ihrem Blog hervorragend erläutert.
Weitere Infos findet Ihr auch auf der offiziellen Webseite des Nationalparks. Nach unbeschreiblichen 10 Tagen im Nationalpark Perito Moreno brauchten wir dringend Essensnachschub. Wir fuhren in die nächstgelegene Stadt Gobernador Gregores, welche 220 km entfernt ist um unseren Dieseltank und unseren Kühlschrank wieder aufzufüllen.
Nationalpark Perito Moreno: -47.85082, -72.03179
Centro Operativo Onelly (Parkregistrierung und WIFI)
9. El Chaltén
El Chaltén ist DAS Wanderzentrum im Süden von Argentinien. Das Capial Nacional del Trekking, wie es die Argentinier nennen, befindet sich an der Grenze zu Chile, am Rande des Nationalparks Los Glaciares. Das kleine Bergdorf ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und ist vor allem bekannt geworden durch die gewaltigen Berge Cerro Torre und Cerro Fitz Roy. Der Ort ist in der Hauptsaison etwas überlaufen. Da bei unserem Besuch im Sommer 2021 die Grenzen zu Argentinien wegen COVID-19 geschlossen waren, war der Besucheransturm überschaubar.
Wir waren insgesamt drei Wochen in El Chaltén und haben diverse Wanderungen unternommen. Nachstehend ein kleiner Auszug...
2-Tages Wanderung zum Cerro Fitz Roy und Torre
Die Wanderung ist sehr beliebt und in Nicht-Corona-Zeiten angeblich ziemlich überlaufen. Wir starteten nicht allzu früh, denn am ersten Tag wollten wir nur bis zum Camping Poincenot hochlaufen.
Die Wettervorhersage für die nächsten zwei Tage war traumhaft. 25 Grad und kaum Wind, so gar nicht Patagonien Wetter. Wir wanderten gemütlich den Berg hinauf, vorbei an der Laguna Capri und waren in 2.5h bei unsrem Campspot. Dort schlugen wir unser Zelt auf und verbrachten den Nachmittag am nahegelegenen Fluss. Für heute war genug, wir sparten unsere Kräfte für den morgigen Tag. Wir wollten am frühen Morgen zum Sonnenaufgang zur Laguna de los Tres hinauf steigen, welche direkt vor dem Cerro Fitz Roy liegt.
Der Campingplatz war kostenlos und liegt in einem Wald, 1 1/4h unterhalb der Lagune. Unser Wecker klingelte am nächsten Morgen um 5.15h. Wir mussten spätestens um 5.45h los, damit wir den Sonnenaufgang bei der Laguna de los Tres nicht verpassten. Kurz vor 6 Uhr waren wir - zusammen mit etwa 15 Gleichgesinnten - auf dem Weg zur Laguna. Der Aufstieg war kurz aber knackig. Nach etwas mehr als einer Stunde standen wir vor dem Cerro Fitz Roy und erlebten ein atemberaubendes Lichtspektakel. Das frühe Aufstehen hat sich voll gelohnt!! Wir schlürften unseren heissen Tee, bevor wir uns auf den Weg zurück zu unserem Zelt machten. Es lag noch ein langer Weg vor uns. Zurück beim Campingplatz packten wir unsere Sachen und marschierten los Richtung Laguna Torre.
Wir wandern vorbei an den Lagunen Madre y Hija, und erreichen die Laguna Torre rund 3.5h später. Uns erwartete ein eisiger Wind. Wir fanden einen Windschutz hinter einer Holzwand, machen es uns gemütlich und genossen die Aussicht auf den Cerro Torre, welcher allerdings etwas in den Wolken hing. Es war trotzdem schön. Der Rückweg nach El Chaltén dauert von hier nur noch rund 2.5h. Müde aber mit vielen Eindrücken erreichten wir unseren Piccolo, welcher beim Stellplatz ausserhalb des Dorfes auf uns wartete.
Wenn man nicht im Zelt übernachten möchte, kann man die beiden Highlights auch in zwei Eintagestouren erreichen. Wir haben die Wanderung zu den beiden Lagunen kombiniert und daraus eine Zweitageswanderung gemacht. Weitere Details zu den Wanderungen Laguna de los Tres und Laguna Torre findest Du hier
Start/Ende Parkplatz El Chaltén: -49.32138, -72.89425
Dauer Tag 1: 2.5h, El Chaltén - Camping Poincenot
Dauer Tag 2: 8 h, Camping Poincenot - Laguna de los Tres - Laguna Torre - El Chaltén
Wanderung zum Paso del Cuadrado
Unsere Freunde Birgit und Klemens haben uns die Wanderung zum Paso del Cuadrado empfohlen. Wir haben auf die beiden erfahrenen Berggänger gehört und starteten unsere Tour am frühen Morgen. Das Auto parkten wir an der Brücke beim Rio Electrico. Die ersten 2h führten praktisch geradeaus durch den Wald zum Camping Piedra del Fraile. Von hier ging es dann nur noch bergauf. Der Einstieg war sehr steil und wir wanderten langsam aber stetig den Berg hinauf. Es ging rund 1'000 Meter hoch bis zum Bivak Piedra Negra.
Der Weg war sehr steinig, aber der Aufstieg lohnte sich. Die Aussicht hier oben war gigantisch. Um uns herum sahen wir nur Berge und Gletscher. Traumhaft! Von der Laguna waren es noch 200 Höhenmeter oder 45 Minuten bis zum Paso del Cuadrado. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Blick auf die Rückseite des Cerro Torre und des Cerro Fitz Roy. Wir schickten unsere Drohne da hinauf, sonst hätten wir den Rückweg vor Anbruch der Dunkelheit nicht mehr geschafft.
Der steile Abstieg ging dann besser als befürchtet. Nach rund 10h Marschzeit waren wir zurück bei Piccolo. Die Wanderung war anstrengend aber wunderschön!
Start PP Brücke Rio Electrico: -49.22650, -72.93968
Distanz: 21 km (hin und zurück)
Dauer: ~ 10 h
Höhe: 1'729 m.ü.m
Höhenmeter: 1'270 m
Der Condor in Argentinien
Der Condor begleitete uns immer wieder während unseres Aufenthaltes in Argentinien. Wir sind ihm im Norden sehr oft begegnet, aber auch in Patagonien war er immer wieder anzutreffen. Manchmal konnten wir ganze Familien beim Flugtraining ihres Nachwuchs beobachten. In El Chaltén konnten wir die riesigen Vögel (Spannweite bis 3 Meter) beim Mirador los Condores, gleich gegenüber von unserem Stellplatz in El Chaltén beobachten.
Stellplatz in El Chaltén: -49.33580, -72.87941
10. Der Perito Moreno Gletscher
Der Perito Moreno Gletscher ist der für uns wohl eindrücklichste Gletscher, den wir je gesehen haben. Der Gletscher gehört zu den grössten Touristenattraktionen Argentiniens und ist einer der meistbesuchten Orte in Südpatagonien. Jenseits der Pole bildet er den grössten Gletscher im Inland... ein wahres Naturspektakel.
Der Perito Moreno Gletscher befindet sich - wie auch El Chaltén - im als UNESCO-Weltnaturerbe eingestuften Nationalpark Los Glaciares. Immer wieder hört man ein lautes Knacken und mit etwas Glück kann man herabfallende Gletscherbrocken beobachten, welche riesige Wellen erzeugen. Das nennt man „Kalben“, denn hier schmilzt der Gletscher nicht, sondern bricht in Blöcken weg.
Wir waren überwältigt von der Schönheit dieser Eismasse und hätten da noch Stunden stehen und dieser faszinierenden Naturgewalt zusehen können. Einfach nur wunderschön!
Übrigens: der Perito Moreno Gletscher wird nicht jährlich kleiner. Er ist einer der wenigen Gletscher, welcher noch wächst.
Der Ausgangspunkt für einen Ausflug zum Perito Moreno Gletscher ist das kleine Städtchen El Calafate. Hier gibt es alles was man braucht (oder auch nicht braucht...): diverse Hotels, Campingplätze, grosse Supermärkte, Outdoorläden, Souvenirläden, Cafés, Restaurants, Tankstellen, Bankomaten...
A propos Perito Moreno: der Gletscher Perito Moreno ist nicht zu verwechseln mit dem Nationalpark Perito Moreno, der Stadt Perito Moreno oder dem Cerro Perito Moreno. Alle liegen in Patagonien, sind aber einige hundert Kilometer voneinander entfernt und haben - bis auf den Namen - nichts gemeinsam. Und um der Verwirrung noch eins drauf zu setzen: der Gletscher Perito Moreno liegt im Nationalpark Los Glaciares und nicht im gleichnamigen Perito Moreno Nationalpark. Alles klar?
El Calafate: -50.34152, -72.24841
Perito Moreno Gletscher: -50.46911, -73.02991
Unsere Top 10 Ort in Patagonien zeigen wir Euch auch in unserem YouTube-Video. Wenn Ihr Fragen zu Patagonien, Argentinien oder anderen Themen rund ums Reisen habt, schreibt uns eine Mail. Wir beantworten gerne Eure Fragen.
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Heinz (Dienstag, 14 Juni 2022 13:49)
Schön zu lesen dass ihr wieder unterwegs seid!
Hatte euch fast aus den Augen verloren! Und bin seid kurzem auch mit einem Bus unterwegs - aber in der Heimat!
Grüsse aus der Schweiz! Lg Heinz von https://www.4x4tripping.com/
Nicole und Pit - SwissOverlander (Dienstag, 14 Juni 2022 17:12)
Hallo Heinz
Oh toll, hast Du jetzt auch einen Bus. Ja, wir sind doch immer unterwegs �. Wenn nicht in Südamerika, dann in Europa... �.
Liebe Grüsse in die Schweiz
Nicole und Pit